Korrekturfaktor (KF-Faktor) berechnen
Korrektur-Faktor – Eine Stellschraube, um den Blutzucker in den Griff zu bekommen
Der Korrektur-Faktor ist eine ermittelte Zahl, die Dir dabei hilft Deinen Blutzucker-Zielwertwert zu erreichen. Dabei wird die ermittelte Differenz zum Zielwert durch diesen Faktor geteilt. Das Ergebnis sind benötigte Insulineinheiten oder Einheiten, die Du in Deiner Berechnung weglassen musst.
Wenn Du nach der Korrektur nicht im Zielbereich bist, musst Du Deinen Korrektur-Faktor neu ausrichten. Das geschieht, indem Du die Differenz durch die gespritzten Insulineinheiten teilst. Das Bedarf jedoch Rücksprache mit Deinem Diabetologen/Arzt.
Lade Dir hier eine kleine Anleitung und Vorlage zur einfachen Berechnung der Korrekturfaktoren herunter
Ob mit oder ohne Pumpe, dieser Faktor betrifft alle Zuckerjunkies. Du hast bestimmt schon einmal aus der Schulung den Begriff „30er, 40er oder 50er Regel“ gehört. Diese sehr allgemeine Art von Regel soll uns auf „die Schnelle“ eine Möglichkeit bieten, erhöhte oder niedrige Zuckerwerte zu kontrollieren.
Lesefaul? Ok, am Ende findest Du dir Formel. Ich bin jedoch immer ein Fan zu wissen, warum was passiert. Am Ende ist es aber Deine Entscheidung, ist ja auch Dein Leben 😉
Auch habe ich am Ende vom Blog meine Vorlage als Screenshot zur Verfügung gestellt, falls Du die Anwendung selbst nachbauen willst.
Verwechsle BE- oder KE-Faktor nicht mit KF-Faktor
Du wirst immer wieder die Kürzel als Zuckerjunkie hören und lesen. Daher müssen die Begriffe wirklich sitzen.
BE-/KE-Faktor – Basiswissen zum Verständnis
BE-/KE-Faktor ist individuell und auch tagesabhängig und kann daher nicht einfach von anderen Zuckerjunkies kopiert werden.
Der ermittelte BE-/KE-Faktor definiert, wieviel Insulin du z.B. zum Frühstück (Vormittag, nicht Studentenzeit) für eine Broteinheit (BE 12g oder KE 10g Kohlenhydrate) benötigst. Das Ziel ist es, dass du mit den berechneten und gespritzten Insulineinheiten den Blutzuckeranstieg abfängst und im optimalen Fall nach 2-4 Stunden wieder am Ausgangswert rauskommst.
Der BE-/KE-Faktor wird mit den zuvor berechneten Broteinheiten (BE) bzw. Kohlenhydrateinheiten (KE) multipliziert.
Beispiel – 1 große Banane
2 BE x 1,2 (BE-Faktor) = 2,4 Insulin Einheiten I.E.
Wie der BE-/KE-Faktor berechnet wird, zeige ich dir hier: BE-Faktor, Mahlzeitenbolus berechnen – die täglich Dosis gib mir heute.
Wie jetzt? Regel, Faktor, Plus, Minus, Geteilt?
Der Begriff „Faktor“ ist leicht verwirrend. Wir haben bisher die BE-Faktoren kennengelernt. Diese nutzen wir auch brav zum Multiplizieren unserer ermittelten BEs oder KEs.
Mit dem Korrektur-Faktor wird aber geteilt und zwar die ermittelte Differenz vom IST-Blutzuckerwert zum SOLL-Blutzuckerwert. Somit ist es genau genommen kein Faktor sondern „Teiler“ „Quotient“.
Bei einem niedrigen Zuckerwert gibt die geteilte Differenz an, wie viel weniger Insulin gespritzt werden muss, um zum SOLL-/Ziel Wert zu gelangen. Falls ihr ein Blutzuckermessegerät habt, das einen „Bolusrechner“ hat, werdet ihr das schon öfters gesehen haben, dass, wenn eurer Zucker spinnt, das Gerät bei einem höheren Blutzucker mehr Insulin vorschlägt und bei einem niedrigeren Zucker weniger. Das geschieht über die sogenannten Korrektur-Faktoren, die du gemeinsam mit deinem Diabetologen erfasst hast.
Beispiel – 30er Regel mit einem hohen oder niedrigeren Wert
IST 230 mg/dl -> SOLL 100 mg/dl = 130 mg/dl senken
130 : 30 = 4,3 I. E (Insulin-Einheiten) mehr spritzen
IST 80 mg/dl -> SOLL 120 mg/dl = 40 mg/dl erhöhen
40 : 30 = 1,3 I. E weniger spritzen
Der Korrektur-Faktor ist bei jedem individuell
Man beginnt einfach mal mit der 30er Regel, um sich heranzutasten. Schlaue Köpfen haben durch Tests ermittelt, dass eine Insulin-Einheit (I.E.) den Blutzucker z.B. am Vormittag um ca. 30 bis 40 mg/dl senkt. Diese Tests haben sie am Vormittag, Nachmittag, Spätnachmittag, Abend und in der Nacht x-mal durchgeführt. Eine Version davon lernst du heute kennen und kannst somit in Zukunft selbst deine Trends und Ergebnisse ermitteln.
Nach und nach entwickelst du deinen eigenen Faktor für die verschiedenen Zeitbereiche. Bei den einen ist er immer irgendwie um die 30, bei anderen um die 40. Hinzukommt, dass die Leute unterschiedlich (tagesabhängig) auf das Insulin reagieren können.
Nicht nur die Tageszeit beeinflusst unsere Reaktion auf das Insulin.
Wissenswertes über die Insulinempfindlichkeit
Hohe Insulinempfindlichkeit
Wir sprechen bei einer „hohen Insulinempfindlichkeit“ davon, wenn du mit 1 I.E. (Insulin Einheit) den Zucker um ca. 50 mg/dl senkst.
- unsere Neulinge haben z.B. noch ihr Restinsulin, was die Bauchspeicheldrüse noch abgibt (Remissionsphase)
- nach und während dem Sport (Muskelauffülleffekt) aber auch bei körperlicher Aktivität … unterschätze nie das Rasenmähen 🙂
- nach dem Alkoholgenuss musst du immer besonders aufpassen, dass du hier nicht falsch spritzt. Die Leber ist mit dem Alkohol beschäftigt und schüttet daher keinen Zucker (Glykogen oder auch „Leberglykogen“ genannt) aus, was bedeutet, dass das gespritzte Insulin eine „stärkere“ Wirkung hat.
- zum guten Schluss hast du als Frau eine höhere Empfindlichkeit zu Beginn einer Schwangerschaft
Niedrige Insulinempfindlichkeit
Mit niedrig meine ich, wenn 1 I.E. (Insulin Einheit) deinen Zucker nur gemächlich um ca. 20 mg/dl senkt
- morgens – denk hier speziell auch an das Dawn Phänomen
- bei Krankheit, Fieber oder allgemeine Infekte, wirst du merken oder hast sogar schon gemerkt, dass das Insulin nicht wirklich gut wirkt
- nach OPs solltest du unbedingt deinen Zucker genau kontrollieren. Hier spinnt der Zucker völlig und will aufgrund der Medikamente nicht mehr runter
- wenn die Hormone verrückt spielen (Pubertät, Monatsblutung)
- auch hier kommt die Schwangerschaft wieder ins Spiel, speziell im letzten Drittel
- Tendenzen zum Übergewicht
Lass uns mal anschauen, wie wir herausbekommen, was dein Korrektur-Faktor ist.
Schicke deinen Korrektur-Faktor auf den Prüfstand
Das Basisinsulin oder Verzögerungsinsulin muss vorher stimmen
Du solltest wissen, was dein aktuelles NPH Insulin (Verzögerungsinsulin) oder Basalinsulin bei den Pumpenträgern, gerade noch so alles mit dir anstellen wird. Wenn du jetzt also in den Test gehst, sollte es dich nicht in den Keller ziehen. Wenn du dir dabei nicht so sicher bist, mach zuerst einen Essauslassversuch (EAV). Wenn du nicht weisst, was das ist, schau dir einfach meinen entsprechenden Blog Der Basalratentest für das Basalinsulin – TÜV für die Insulinpumpe – Teil 1 dazu an.
Merke
Der Korrektur-Faktor wird nur korrigiert, wenn die Basalrate bzw. Verzögerungsinsulin (NPH) richtig eingestellt ist.
Für den Test musst du nüchtern sein. Ja, in doppelter Hinsicht! 😉 Du solltest 2-3 Stunden vorher nichts korrigiert oder gegessen haben. Falls du einen Wert erhältst, den du nach unten korrigieren musst, sollte dieser von nichts mehr beeinflusst werden. Ist deine Basalrate stabil, so würde der hohe Wert entsprechend oben bleiben. Das wäre ein perfekter Startpunkt.
Du kannst deinen Blutzucker natürlich auch kontrolliert über die Einnahme von zwei schnellen BEs ansteigen lassen, wenn du nicht auf den nächsten Überzucker warten willst 🙂 Der Ausgangswert für diesen Test würde ich mit 100-120 mg/dl ansetzen, damit der Zucker nicht zu extrem ansteigt (2 BE = ca. 80-100 mg/dl Anstieg – bei mir zumindest)
Checkliste für die Prüfung deines Korrektur-Faktors (KF)
- Deine Basalrate stimmt und ist nicht die Ursache deiner Senkung
- Nüchtern – 2-3 Stunden vorher nichts gegessen und auch kein Insulin gespritzt
- Messe deinen aktuellen Blutzucker und notiere dir auch dein Zielwert
- Korrektur-Faktor zur Uhrzeit X notieren
- Differenz zwischen Start- und Zielwert (z.B: 180 – 100 mg/dl = 80mg/dl) ausrechnen und mit dem Korrektur-Faktor (80mg/dl : KF) teilen
- Uhrzeit notieren, bevor Du mit Insulin korrigierst!
- Korrektur-Insulin notieren und spritzen
- Timer/Wecker stellen, damit du nach einer Stunde wieder deinen Zucker misst
- 1-2 Stunden später Blutzucker messen, der Wert darf 30 – 40 mg/dl über dem Ausgangswert sein
- 2-4 Stunden später musst du wieder beim Ausgangswert sein
Standardformel zur Ermittlung vom Korrektur-Faktor
Mit dieser Formel kannst du dir immer ganz einfach ausrechnen, was dein Korrektur-Faktor ist. Komm bitte nicht auf die Idee und mache für jede Stunde einen eigenen Faktor (wenn Du ein Closed-Loop-System betreibst, kannst Du Dir den Spaß machen). Teile dir den Tag in Vormittag, Mittag, Nachmittag, Abend und Nacht auf. Das können z.B. die selben Zeitfenster wie beim Basalratentest sein.
230 mg/dl — > Zielwert 100 mg/dl
230 – 100 = 130 mg/dl —> 130 mg/dl ist die Senkung, die wir für dieses Ziel brauchen
Annahme: 1 I.E. senkt den Zucker um 30 mg/dl = Korrektur-Faktor KF 30
130 mg/dl : 30 mg/dl (KF 30) = 4,3 Insulin Einheiten (I.E.)
Wenn du mit deinem KF 30 und den ermittelten 4,3 I.E. über das Ziel hinausschiesst, gehst du wie folgt vor …
Dein Zucker ist weiter abgesunken als geplant oder eher wie gewohnt
230 mg/dl —> Zielwert 100 mg/dl —> Ergebnis 70 mg/dl —> zu niedrig.
Diese 70 nimmst du und rechnest nochmals die Differenz aus, wie wir es schon oben gemacht haben.
230 – 70 = 160 mg/dl —-> 160 mg/dl – Dein Korrekturfaktor scheint zu hoch zu sein
Wieder die Annahme, dass 1 I.E. den Zucker um 30 mg/dl senkt
Diesmal rechnen wir die Insulin-Einheit nicht aus, weil wir dies schon oben gemacht haben.
Du musst nur noch den Differenzwert – 160 mg/dl – durch die zuvor berechnete Insulin-Einheit teilen, die wir mit der 30er Regel (1 I.E. senkt den Zucker um 30mg/dl) berechnet haben.
160 : 4,3 = 37,21 = 37 KF
Dein Korrektur-Faktor hätte zu dieser Zeit nicht 30 sondern 37 sein müssen.
Merke
Notiere immer den alten und den neuen Korrektur-Faktor, damit du zur Not immer wieder den alten Wert verwenden kannst, falls der neue Korrektur-Faktor nicht stimmt.